Geschichtliches

Bayerische Hinkelsteine für starke Kerle

 


Es krachen die Nähte und platzen die Knöpfe an den Hosen jener Männer, die sich zu den Stärksten zählen. Nicht bei einem Fressgelage – sondern wenn beim "Stoahebn" oder "Stoalupfn" auf archaische Weise ermittelt wird, wer unterm weißblauen Himmel der Allerstärkste ist. Im Mittelpunkt beim Steinheben steht - nun ja: ein richtig schwerer Stein. Denselben per Körperkraft in Bewegung zu bringen, hat in Bayern eine lange Tradition. Der gewichtige Beweis liegt in der Einfahrt der Münchner Residenz: ein Stein von 364 alten bayerischen Pfund (à 560 g) Gewicht. Herzog Christoph von Bayern (1449-1493) hat ihn seinerzeit gelupft - anderen Quellen zufolge sogar hundert Fuß weit geworfen.

 

Steinheben wie der SteyrerHans

Heutzutage ist beim Steinheben das Maß aller Dinge ein Granitklotz, fünf Zentner und acht Pfund schwer. Das ist das exakte Kampfgewicht vom Steyrer Hans: Der legendäre bayerische Stoalupfer hat so einen Brocken allein mit seinem rechten Mittelfinger bewegt. Seine Nachfolger dürfen heutzutage beidhändig zupacken. Sie versuchen im Wettbewerb, ihre steinerne Last an einem Griff möglichst weit in die Höhe zu heben. Standfestigkeit und eine gute Hebetechnik sind Trumpf: Die Sportler stehen beim Steinlupfen breitbeinig auf einem Podest, in dessen Mitte der Stein versenkt ist. Eine Anzeige misst ihre Hubleistung – der Höchstheber gewinnt.

 

Ein Leben für die Showbühne und den Wirtshaustresen

Geboren wurde Hans Steyrer 1849 in München-Pasing. Berühmt wurde der Wirtsmetzger als "bayerischer Herkules": Mit seinem 508-Pfünder ging er auf Tournee durch halb Europa. Als er 1908 starb, wurde er auf dem Münchner Ostfriedhof beerdigt. Zur Erinnerung an ihn findet im Löwenbräukeller jedes Jahr zur Starkbierzeit ein großes Stoalupfen statt, bei dem heute noch starke Männer ihre Kräfte messen.


Gelenkschonende Neuerung

Der Steinlupf-Rekord liegt bei 1,28 Meter Höhe – und wird wohl auf ewig ungebrochen bleiben. Denn der Landesverband bayerischer Steinheber, in dem viele Athleten organisiert sind, hat 1989 bei der Einmetermarke eine Sperre ins Wettkampfgerät eingebaut. Ein bisschen Rücksicht auf Rücken und Knie der Steinheber muss schließlich sein. Seitdem wird der Sieger bei den Alpenländischen, Bayerischen, Deutschen und Internationalen Deutschen Meisterschaften per Zusatzgewicht gekürt: Bei Gleichstand bekommen die Besten zusätzlich 25 Kilo schwere Bleiplatten auf den Wettkampf-Stein gelegt. Dann heißt es: Wer das schwerste Trumm am höchsten hebt, gewinnt!

 

Eine der letzten Männerbastionen                          

Ein breites Kreuz zeichnet ordentliche Steinheber aus.

Ernsthaft in Frage kommt ein Athlet für diese Sportart erst mit über 85 Kilo Körpermasse – vorher zählt man beim Steinheben den Regeln nach als "Leichtgewicht". Richtig spannend wird es aber sowieso erst ab 100 Kilo, also im Schwergewicht. Bei solchen körperlichen Voraussetzungen haben Frauen generell wenig Chancen. Das macht aber überhaupt nichts - ihnen ist das Steinheben laut Regelwerk sowieso nicht erlaubt. Einzige Ausnahme: Das Steinhebe-Turnier am Bürgerfest von Bad Kötzting, wo die Bayerwaldmeister(innen) gekürt werden. Hier wiegt der Stein in der leichtesten Gewichtsklasse aber auch "nur" 160 Kilo!


Trainingsmaßnahmen und Zukunftsaussichten                  

Von nichts kommt nichts: Hanteltraining muss sein!

Zupacken, Luft anhalten und mit hochrotem Kopf einen Steinklotz anheben – so einfach ist die Sache nicht! Steinsportler, die es zu etwas bringen wollen, trainieren ernsthaft: Ohne regelmäßigen Ausdauersport und Hanteltraining geht gar nichts. In den Wettkampf starten die starken Männer professionell präpariert mit massierten Muskeln und bandagierten Gelenken - damit sie den Stein auch morgen noch kraftvoll hochreißen können. Das ist durchaus realistisch: Bei Turnieren beweisen auch Über-Fünfzigjährige immer wieder, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören.


Eisernes Training vorausgesetzt!



Aktuelle Info:

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Haiming

 

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